Exkursion in die Gedenkstätte Auschwitz – Treffen mit Ministerin

Oberstufenschüler der Geschichtsleistungskurse besuchten Anfang Februar die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager.

Das von Sven Küster organisierte, sechstägige Programm ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte und den begangenen Verbrechen. Der Besuch in Polen umfasste u.a.  Erkundungen im sogenannten Stammlager wie auch dem Außenlager Auschwitz-Birkenau. Die mehrstündigen Studienführungen ermöglichten einen eindringlichen Einblick in das Leben der Häftlinge von damals. Des Weiteren besuchten die Schüler eine nur selten zugängliche Gemäldeausstellung mit Bildern ehemaliger Häftlinge, die von Jan Kaplon, Kunsthistoriker und Kurator, wissenschaftlich fundiert erläutert wurde.  Im Vordergrund eigener Recherchen in der Bibliothek der Internationalen Jugendbegegnungsstätte standen für die Schüler historische Biographien. So konnten durch die Führungen angestoßene Gedanken vertieft werden. Niklas etwa interessierte sich besonders für das Schicksal Witold Pileckis, der als einziger bekannter Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des KZ Auschwitz ging. Er wollte Informationen über das Lager sammeln und den Widerstand organisieren. Dass er die westlichen Alliierten informierte, machte ihn jedoch für die nach 1945 regierenden Kommunisten verdächtig. 1948 verurteilte ihn ein Gericht im Zuge der Stalinisierung Polens wegen Spionage zum Tod und ließ ihn kurz darauf hinrichten. Erst nach Ende des realsozialistischen Regimes wurde er rehabilitiert. Weitere Zeitzeugenberichte konnten die Schüler in einer didaktischen und multimedial ambitioniert gestalteten Ausstellung des Gedenkmuseums für die Einwohner der Region sehen und hören, die erst kürzlich eröffnet wurde.

Sven Küster, Schulsozialarbeiter an der PRS, führte die Gruppe durch Oświęcim, wie die Stadt Auschwitz auf polnisch heute heißt.  Er konnte dabei auf Orte aufmerksam machen, die der Erinnerungskultur abhanden gekommen sind: Häuser, in denen früher Häftlinge wohnten oder wohnen sollten, Gebäude ehemaliger SS-Offiziere oder Industrieanlagen im sogenannten ehemaligen „Interessensgebiet Auschwitz“ . Vieles wird heute privat oder wirtschaftlich genutzt, ohne dass der Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Geschichte für den Besucher ersichtlich ist.

Die Reisegruppe der Philipp-Reis-Schule, fachkundig begleitet von den Geschichtslehrern Henrike Bogacki und Dr. Christian Mehr,  hatte zudem die Gelegenheit, mit hochrangigen, deutschen Politikern ihre Erfahrungen zu diskutieren: Britta Ernst, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Generalkonsul Dr. Michael Groß (Krakau) sowie Dietmar Nietan, Bundestagsabgeordneter und Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband sprachen mit den Schülern und Lehrern über ihre Erlebnisse und Vorsätze, die sie mitnehmen. (siehe Foto) David bspw. bekannte, sich nun besonders für Zeitzeugenberichte zu interessieren, während Leonie zurück in Deutschland ihre Erfahrungen im Bekanntenkreis teilen möchte.

In der abschließend lebhaft geführten Diskussion über die Wertigkeit solcher Exkursionen merkte Felicitas an, dass ein solcher Besuch kaum als Unterrichtsausfall bezeichnet werden könne, lerne man doch hier vor Ort mehr als in der Schule selbst möglich sei. Auch der Austausch in der Gruppe erfuhr besondere Wertschätzung, weshalb eine solche Exkursion in schulischem Rahmen besser als eine Individualreise sei.

Die Friedrichsdorfer Woche berichtet (s.u.)

Gespräch in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim. Vorne rechts, von rechts nach links: Britta Ernst (Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg), Generalkonsul Dr. Michael Groß sowie MdB Dietmar Nietan.