Lesung von Victor Klemperers Tagebuch

Die zehnten Gymnasialklassen der PRS konnten letzte Woche einen besonderen Eindruck vom Alltag und der Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus gewinnen: Renatus Deckert, Autor, Historiker und Kulturforscher, las aus dem Tagebuch des bekannten Zeitzeugen Victor Klemperer. Dessen Tagebuch (1933 bis 1945) beantwortet  Fragen, die von jeder Generation neu gestellt werden:

Wie erlebten die Zeitgenossen den Holocaust? Was konnten sie wissen, sehen, hören?
Victor Klemperer, der als Jude geborene, zwangsemeritierte Professor, löste mit seinen täglichen Notizen, deren Entdeckung den sicheren Tod bedeutet hätte, eine selbstgesetzte Chronistenpflicht ein: Er wollte der Geschichtsschreiber der Katastrophe sein und Zeugnis ablegen für die Zeit danach.
Tag für Tag hielt er im „Judenhaus“ in Dresden fest, was er beobachtete und erlebte: den täglichen Terror mit Razzien, ständig neuen Verboten und Schikanen, gelegentlich auch Gesten der Solidarität; und er schrieb auf, was ihm zugetragen wurde: Gerüchte, politische Witze, Berichte von Frontsoldaten. Sein minutiöser Bericht ist ein einmaliges Dokument über den Alltag der Judenverfolgung – mitten in einer deutschen Großstadt.

Renatus Deckert, der die Lesung bestritt, wurde 1977 in Dresden geboren und lebt als Autor und Herausgeber in Lüneburg. Seit 2005 har er fünf Bücher veröffentlicht, u.a. „Die wüste Stadt“ im Insel Verlag, „Das erste Buch“ und „Die Nacht, in der die Mauer fiel“ bei Suhrkamp.
2009 wurde er mit einer Arbeit über das zerstörte Dresden in der Literatur promoviert.