Ein Besuch bei der Atlantischen Akademie
Im Oktober fand ein Jugendseminar zur Politik der USA und deren atlantische Beziehungen statt. Eingeladen waren hessische Schülerinnen und Schüler. Paul Breitsprecher, Oberstufenschüler der PRS mit Leistungskurs „Geschichte“ war dabei. Er berichtet von der Veranstaltung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V. & des Weiterbildungszentrums Ingelheim
Jugendseminar „What’s Next? – The U.S. and Its Role in the World“
Einblicke in Politik, Medien und Gesellschaft der Vereinigten Staaten
Die USA stehen derzeit in vielerlei Hinsicht im Zentrum des weltpolitischen Geschehens – Grund genug, sich im Unterricht wie auch außerhalb intensiver mit ihrem politischen System und ihrer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Um Schülerinnen und Schülern der Oberstufe genau diese Möglichkeit zu geben, veranstaltet die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz regelmäßig Seminare und Austauschprogramme.
Für Teilnehmende aus Hessen und Rheinland-Pfalz fand kürzlich das zweitägige englischsprachige Programm „Youth Seminar: What’s Next? The U.S. and Its Role in the World“ in der Wiesbadener Jugendherberge statt. Ziel war es, das Verständnis für die politischen Strukturen der Vereinigten Staaten zu vertiefen und den direkten Dialog mit Expertinnen und Experten aus Politik und Medien zu ermöglichen.
Zwischen Demokraten, Republikanern und Rhetorik
Der erste Seminartag begann mit einem fundierten Überblick über die aktuelle Lage der Demokratischen Partei in den USA. Dabei wurde deutlich, warum ihre Oppositionsrolle in der amerikanischen Öffentlichkeit oft nur schwach wahrgenommen wird. Anschließend beleuchtete ein Referent aus den USA die Republikanische Partei und zeigte, wie deren Auslegung bestimmter Gesetze immer wieder zu Konflikten mit der Justiz führt.
Ein besonderer Fokus lag auf der Rhetorik von Donald Trump – von seinen „nationalen Ausnahmezuständen“ bis hin zu seiner aggressiven Sprache gegenüber politischen Gegnern. Spannend war auch die Analyse der Wählergruppen: Viele Teilnehmende waren überrascht zu erfahren, dass selbst in Minderheiten – etwa unter Native Americans oder afroamerikanischen Männern – ein signifikanter Teil Trumps Politik unterstützt.
Begegnung mit Elmar Theveßen
Am Abend besuchte der Journalist Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington, das Seminar. In seinem lebendigen Vortrag gab er Einblicke in den Alltag politischer Berichterstattung in den USA und sprach offen über aktuelle Herausforderungen, etwa die Bedrohung seiner Visumslage.
In einem anschließenden Gespräch diskutierte ich mit ihm über den Stellenwert der Pressefreiheit in den USA und die Frage, ob amerikanische Medien durch eine stärkere Orientierung am deutschen Journalismus zur Verringerung der gesellschaftlichen Spaltung beitragen könnten. Seine Einschätzungen dazu waren ebenso differenziert wie nachdenklich stimmend.
Politische Perspektiven und transatlantische Brücken
Am zweiten Tag fiel der geplante Besuch auf einem US-Army-Stützpunkt kurzfristig aus – laut den Veranstaltern aufgrund fehlender Genehmigung seitens der damaligen Trump-Administration. Stattdessen bot der Abend erneut einen Höhepunkt: der Austausch mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Michael Link (FDP), ehemaliger Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit.
In seinem Vortrag betonte er die Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungenund erklärte, wie entscheidend der zivilgesellschaftliche Dialog für das gegenseitige Verständnis sei. Besonders eindrucksvoll war seine Analyse der republikanischen Wählerbasis: Viele US-Bundesstaaten wählten, so Link, „aus Prinzip republikanisch“, selbst wenn große Teile der Bevölkerung Trump kritisch gegenüberstehen.
Im persönlichen Gespräch erzählte er von seiner früheren Arbeit als stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion für Außen-, Europa- und Menschenrechtspolitik und seinen Initiativen für Austauschprogramme zwischen jungen Demokratinnen und Demokraten auf beiden Seiten des Atlantiks.
Hessen und Wisconsin: Eine lebendige Partnerschaft
Wie eng diese Beziehungen auch auf regionaler Ebene sind, zeigt das Beispiel Hessen, das seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit dem US-Bundesstaat Wisconsin pflegt. Aufgrund seiner vielen deutschstämmigen Einwohner wird Wisconsin in den USA bis heute als „German State“ bezeichnet. Von dieser Verbindung profitierte auch die Philipp-Reis-Schule, die mehrfach Austauschprogramme mit Schulen in Wisconsin organisierte.
Fazit
Das Seminar bot nicht nur spannende politische Einblicke, sondern auch zahlreiche Gelegenheiten zum interkulturellen Austausch – und das komplett auf Englisch. Es richtet sich nicht ausschließlich an Leistungskursteilnehmende, sondern an alle, die ihre Sprachkompetenz erproben, interkulturelles Verständnis vertiefen und den transatlantischen Dialog aktiv mitgestalten möchten.
So trägt das Programm dazu bei, eine Brücke zwischen Deutschland und den USA zu schlagen – und macht deutlich, wie wertvoll Begegnungen über Grenzen hinweg gerade in Zeiten politischer Spannungen sein können.
(Paul Breitsprecher)
Das Programm:
Thursday, October 16.
2–2.30 PM
WELCOME REMARKS AND INTRODUCTION TO THE PROGRAM
Pia Snella, Lena Oschewsky, Sarah Wagner
2.30–4 PM
THE STATE OF U.S. DEMOCRACY
Prof. Sarah Surak, Salisbury University
4–4.30 PM
BREAK
4.30–6 PM
TRANSATLANTIC RELATIONS IN TROUBLE? U.S. FOREIGN AND SECURITY POLICY IN THE AGE OF TRUMP
Brandon Bohrn, Bertelsmann Stiftung
6–7 PM
DINNER
7 PM
INTERVIEW with Elmar Theveßen (ZDF)
Friday, October 17.
9.00 AM– 2.00 PM
BASE TOUR, U.S. ARMY GARRISON WIESBADEN
2.30–3.45 PM
DISCUSSION AND INPUT: TRANSATLANTIC RELATIONS ON THE GROUND AND BETWEEN CAPITALS
Michael-Georg Link, ehemaliger Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit
4.00 PM
END OF PROGRAM, DEPARTURE




